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Und wie gehörst Du zur Familie?

Es ist eine interessierte, freundlich gemeinte Frage. Ich bin mit der jüngsten Tochter „meiner“ Familie auf dem Spielplatz, während die Mittlere beim Turnen ist. „Meine“ Familie – da fängt es ja schon an. Ich habe keine Worte, keine Beschreibung für diese ganz besondere Beziehung, die ich mir seit Jahren wünsche und seit Anfang 2023 pflege.
Ganz korrekt formuliert bin ich die Patentante des ältesten Kindes. Aber lustigerweise verbringe ich mit ihr am wenigsten Zeit, wenn ich Woche für Woche einen Nachmittag in der Familie BIN.
 
Kein anderes Wort beschreibt besser, was ich dort tue. Ich schaue nicht vorbei, sondern komme regelmäßig. Es ist kein Babysitten, denn oft ist meine Freundin, mit der ich studiert habe und die meine Trauzeugin ist, auch da und wir trinken Kaffee zusammen.  Oft ist auch ihr Mann da – denn es geht nicht in erster Linie darum, zu entlasten, deshalb wäre auch das das falsche Wort. Wir genießen Gemeinschaft, aber ich komme auch nicht nur zum Reden. Ich übernehme z.b. auch die Fahrten für die mittlere zum Turnen. Gerne auch für das Nachbarskind mit! Ich bediene mich ganz selbstverständlich aus den Schränken und räume die Spülmaschine ein, während die Eltern mit ihren Kids Bücher anschauen, aber ich lasse mich auch mit Snacks und Kaffee verwöhnen, als wäre ich zu Besuch. Ich telefoniere und ziehe mich ins Büro für eine Videokonferenz zurück, während meine Freundin ihrem Alltag nachgeht, um kurz darauf die Mittlere abzuholen.
Es ist nur ein Nachmittag, aber für mich bedeutet er Familie tanken für die ganze Woche.
Denn irgendwie bin ich Familienmitglied – beim Kinderbuch-Anschauen werden aus den sechs Enten für die Jüngste ganz selbstverständlich Mama und Papa, sie und ihren beiden Schwestern – und ich.
 
Aber für meine Rolle im Familiengefüge gibt es keinen Namen.
Um zu der Frage zurückzukommen:
JA, ich gehöre zur Familie,  das wurde richtig erkannt.
Aber wie kann man diese Beziehung angemessen benennen?
Manches ist korrekt, aber greift zu kurz oder macht das für mich Besondere „kaputt“. In manchen Kreisen bzw. einer bestimmten Kultur wäre ich die „Tante“. So wurde ich neulich auch betitelt, als ich einen über Kleinanzeigen erworbenen Stuhl abholte: „die Tante nimmt den mit“. Das war nicht abwertend gemeint, sondern als ein sehr respektvolles Wort für eine fremde Frau. Aber ich kann mich wegen meines Einblicks in diese Kultur nicht für den Begriff „Tante“ erwärmen, zumal er ja in vielen Situationen tatsächlich abwertend gebraucht wird. Wie schade eigentlich, denn Tante bin ich in echt mit Stolz für meine Nichten und Neffen. Aber das ist dann wirklich Verwandtschaft – und ich stelle immer wieder fest: das verbindet auf eine andere Weise.
Vielleicht bin ich so was wie die soziale Tante – analog zu sozialem Vater oder sozialer Mutter. Aber ganz ehrlich: das klingt ziemlich asozial, wenn man das schreibt.
Und ich fühle mich einfach nicht als die Tante in „meiner“ Familie, denn das fokussiert so sehr auf die Beziehung zu den Kindern – und die macht ja nur einen Teil des ganzen Beziehungspakets aus.
Freundin der Familie klingt für mich zu distanziert.
Lebensgemeinschaft ist ein zu krasses Wort.
 
Und während ich so schreibend nach einem guten Wort suche und mir diese Beziehung vor Augen halte, staune ich darüber, wie das Vertrauen, das zu mir gewachsen ist, für die Kinder ganz natürlich auch für meinen Mann gilt. Er gehört zu mir und ich gehöre zur Familie – er also auch. Ganz klar. Wenn ich nach Hause fahre, geben mir die Kinder ein Bild mit: „Für Deinen Mann!“
 
Und ebenso klar ist: wir sind eben nicht Verwandtschaft-Familie. Denn die gibt es ja, und wir haben jeweils gute Beziehungen zu unseren Verwandtschaftsfamilien. Deshalb ist auch Wahl-Familie nicht passend, denn da klingt oft die Abgrenzung von der Verwandtschaftsfamilie mit.
 
Und wie gehöre ich jetzt zur Familie?
JA.
So viel steht fest.
Aber wie man das WIE nennt, kann ich noch nicht sagen.
Vielleicht hast Du ja eine gute Idee?!

Diesen Beitrag habe ich am 6.7.2023 zuerst auf meiner damaligen Webseite (diefamilienfrau.de) veröffentlicht. Nachdem die Seite im Dezember 2023 gecrasht ist, habe ich sie nicht wieder aufgebaut und veröffentliche den Blogbeitrag jetzt hier erneut.

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