Mich fasziniert, wie Menschen sich entwickeln.
Vom Säugling zum erwachsenen Menschen, von einer unsicheren Jugendlichen zu einer selbstbewussten Unternehmerin, von einem anstrengenden Teilnehmer zu einem engagierten Mitarbeiter – und ja, ich habe konkrete Menschen vor Augen, wenn ich das schreibe.
Und: es begeistert mich.
Noch mehr begeistert es mich, wenn ich weiß, dass ich daran einen Anteil haben darf. Nicht, weil ich so besonders und toll wäre, sondern weil ich dabei sein und es mitbekommen durfte und dadurch – na klar – eben doch auch etwas dazu beigetragen habe.
„Begleiten“ ist für mich das beste Wort dafür.
Was habe ich gemacht als Begleitung der Entwicklung von Menschen?
Oft nicht viel mehr, als „da“ zu sein. Präsent. Mit offenen Augen und Ohren, neugierig auf diesen anderen Menschen, seine oder ihre Sicht auf die Welt, seine oder ihre Fragen, Erlebnisse und Gedanken.
Neugierig – und interessiert.
Das ist noch ein bisschen mehr als neugierig.
Die nur neugierige Person will etwas über die Vergangenheit wissen und ihre Neugier ist befriedigt, wenn sie ein bisschen Tratsch erfährt, den sie weitergeben kann. Sie ist im Außen der Ereignisse unterwegs und lebt von der Schlagzeile: „Hast Du schon gehört?!„
Wer interessiert ist, möchte, dass es dem anderen Menschen gut geht. Möchte, dass er oder sie etwas versteht, einen Entwicklungsschritt macht, sich vorwärts bewegt und nicht rückwärts, mehr er oder sie selbst wird, mehr in sich ruht, mehr Freude am Leben hat.
Und nein, das ist keine Optimiererei, dass ist kein Leistungsdruck, sondern herrliches, gelassenes Interesse daran, dass ein Mensch seinen Weg geht.
„Tell everybody I’m on my way“ – ich entwickle mich
„Tell everybody I’m on my way“ist deshalb eine Liedzeile, die ich so sehr mag.
Unterwegs zu sein bedeutet für mich, anzunehmen, was ist, in Bewegung zu sein, die Bewegung der Welt mitzumachen und sie mitzugestalten.
Freunde, wir sind unterwegs, wir sind nicht zum Sitzenbleiben hier.
Nachsitzen ist ein Prinzip, dass es in der Entwicklung nicht gibt. Denn wir bewegen uns immer.
Ich habe erst im Masterstudium mit ca. 25 Jahren das Wort „Evolution“ verstanden, als ich Ausschnitte von Niklas Luhmann und die „Evolution sozialer Systeme“ las.
Und seitdem mag ich den Begriff Evolution – und das als ziemlich konservative evangelikale Christin. Denn ich glaube, Gott hat die Evolution erschaffen. Der Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, hat sie in Bewegung gesetzt und damit ist er der Verursacher von Veränderung. Warum? Weil er sie gut findet!
Gott will Entwicklung, Gott will Bewegung, Gott will, dass wir unterwegs sind. Wir können gar nicht anders – das hat er so eingerichtet.
Und er hat sich diese Veränderung als Evolution ausgedacht:
Von jedem Punkt aus, an dem wir irgendwann einmal stehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie es weitergeht – wie WIR weitergehen.
Welche Entscheidungen wir treffen, welche Antworten wir geben, welche Wege wir gehen.
Aus unserem Handeln entstehen Pfade, die uns zu neuen Orten bringen, von denen aus es wieder Möglichkeiten für die Zukunft gibt – doch es sind nicht dieselben, wie an den Punkten vorher.
Welche Entscheidungen wir treffen, welche Antworten wir geben, welche Wege wir gehen.
Aus unserem Handeln entstehen Pfade, die uns zu neuen Orten bringen, von denen aus es wieder Möglichkeiten für die Zukunft gibt – doch es sind nicht dieselben, wie an den Punkten vorher.
Punkt für Punkt für Punkt entscheiden wir – mit freiem Willen – und doch bringt dieser freie Wille uns an Punkte, an denen manche Pfade nicht mehr möglich sind.
Unausweichlich führen unsere Entscheidungen uns vorwärts. Nie rückwärts, nichts ist rückgängig zu machen.
Unausweichlich führen unsere Entscheidungen uns vorwärts. Nie rückwärts, nichts ist rückgängig zu machen.
Wir ent-wickeln „uns“, werden wir selbst mit einem ganz bestimmten Pfad an Entscheidungen, Ereignissen und Haltungen.
Ganz frei – und ganz unausweichlich.
Ganz wir selbst, so wie wir es wollen - und ganz durch die Möglichkeiten begrenzt.
Denn plötzlich stehst Du da und eine Möglichkeit nach der anderen wird zur Unmöglichkeit.
Weil Deine Kräfte nicht reichen,
weil andere sie streichen,
weil Du zu lange gewartet hast,
weil die Erde sich dreht und die Möglichkeit mit dem Wind verweht.
Weil Krankheit kommt, als kleine, mittlere oder große Katastrophe.
Krieg. Terror. Hass.
Eine Pandemie.
Und es scheint, als gäbe es nur noch einen Weg, nur eine einzige Möglichkeit, nur eine einzige Antwort.
Wählen?
Ist nicht mehr, alles verbietet sich wie von selbst. Entscheiden?
Höchstens noch wann, aber nicht mehr was.
Die Würfel sind gefallen, das Ergebnis liegt auf der Hand.
Schau sie Dir an, Deine Hand.
Wie viele Möglichkeiten in ihr liegen.
Greifen,
festhalten,
loslassen,
winken,
ballen,
schlagen,
zeigen,
geben,
nehmen.
Selbst dann, wenn nur dieser eine Schritt möglich ist, entscheidest Du, wie Du ihn gehst.
Du hast es in der Hand.
Empfangen,
annehmen,
ablehnen,
loslassen,
festhalten,
greifen –
selbst jetzt hast Du noch Möglichkeiten.
Schau sie Dir an. Sie ändern Deinen Pfad.
Mich fasziniert das. Es lockt mir ein Lächeln auf die Lippen und zaubert Begeisterung und Aufregung in meine Augen.
Denn hier stehe ich: an einem Punkt, irgendwo auf dem Pfad meines Lebens, die Steffi, die ich heute bin, mit dem Weg, den ich gegangen bin, geworden, wer ich werden wollte und sollte und konnte
und doch noch nicht ganz ich, denn mein Weg geht noch weiter, ich werde noch.
Begrenzt durch Entscheidungen anderer. Schmerzhaft begrenzt manchmal.
Freigesetzt durch den Zuspruch anderer. Erstaunlich frei manchmal.
Ich bin ich – die Steffi, die ich geworden bin.
Ich werde ich – die Steffi, die einen Weg wählt und geht und verwirft und sucht und dabei Möglichkeiten wahrnimmt oder auch nicht, einen Schritt nach dem anderen, vorwärts und seitwärts, niemals rückwärts.
Denn rückgängig machen lässt sich nichts.
Was ich entschieden habe, habe ich entschieden,
der Weg, den ich gegangen bin, ist meiner,
was mir widerfahren ist, ist geschehen.
Es lässt sich nicht rückgängig machen, ich muss damit leben.
Ich werde damit leben. Und das gar nicht mal so schlecht.
Denn jeder Punkt auf meinem Pfad öffnet mir andere Möglichkeiten. Ich kann entscheiden. Immer beeinflusst durch Entscheidungen anderer, deren Pfade meinen kreuzen, die mich drängen, vor denen ich fliehe, die mich rufen, zu denen ich gehe. Immer begrenzt durch meinen bisherigen Pfad, immer eingeschränkt durch die Spur, die er in mir hinterlassen hat.
Und so habe auch ich beeinflusst und Spuren hinterlassen.
Habe die Pfade von Menschen gekreuzt, habe sie gedrängt und in die Flucht geschlagen, habe sie gerufen und begleitet, bin ein Stück Weg mit ihnen gegangen. Durfte sehen, wie ihre Pfade sich wandeln, durfte beraten und leiten, helfen und voranschreiten, zuschauen, wie sie sich entwickeln, wie sie sie selbst werden mit jedem Schritt, den sie gehen, mit jeder Entscheidung, jeder Antwort, jedem Erlebnis. Schritt für Schritt, Punkt für Punkt geht aus ihrem Pfad hervor, wer sie sind.
Evolution.
Es hat mich frei gemacht, diese Bedeutung des Wortes Evolution zu kennen. Frei, meinen Weg zu gehen und gleichzeitig Gott darum zu bitten: Leite mich auf ewigem Wege! Lehre mich tun nach Deinem Wohlgefallen!
Ja, so geht es zusammen – Schöpfung und Evolution. Sie dreht sich, die Erde, ohne Punkt und Komma, beständig nur in ihrer Bewegung.
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Jesus, Wort Gottes in Bewegung.
„Der Menschensohn hat keinen Ort, wo er seinen Kopf hinlege.“
Ach so? Ach so! Immer in Bewegung. Gotteswort.
„Mein Wort wird ausrichten, wozu ich es sende.“
Ach so? Ach so! Immer in Bewegung.
Dann lasst uns also beweglich bleiben.
Innerlich und äußerlich.
Neugierig und interessiert.
Innerlich und äußerlich.
Neugierig und interessiert.
Mit Füßen auf weitem Raum, denn Gottes Gnade schafft Möglichkeiten, die unsere Pfade verschlossen hatten und findet Wege, da Dein Fuß gehen kann. Oft und oft hab ich es gehört, gesehen, durfte Teil davon sein, an der Seite von Menschen sein, die unterwegs sind. Dort bin ich am liebsten.