Mentalisieren ist die Fähigkeit über uns selbst zu reflektieren und uns in andere hineinzuversetzen.

Je besser wir Mentalisieren können, desto leichter haben wir es in unseren sozialen Beziehungen. 

Mentalisieren lernen wir durch unsere Bezugspersonen in der frühen Kindheit durch deren prompte und angemessene Reaktionen. Es entwickelt sich im Idealfall eine sichere Bindung, wenn die Bezugspersonen in der Lage sind,

  • die Bedürfnisse des Säuglings zu erkennen
  • und seine Gefühle richtig wahrzunehmen
  • und adäquat darauf zu reagieren.

Eine sichere Bindung ist die ideale Basis um Mentalisieren zu lernen. Denn in einer sicheren Bindung fühlt das Baby sich sicher und gehalten und es ist frei, sein eigenes Gefühlsleben kennen zu lernen. Nach und nach lernt das Kind durch markierte Affektspiegelung, seine eigenen Emotionen und die des Gegenübers

  • wahrzunehmen,
  • zu verstehen und
  • zu benennen.

Wir üben Mentalisieren aber auch in jeder weiteren Beziehung! Ehrliche und offene Gespräche helfen uns, unsere Mentalisierungsfähigkeit auszubauen.

Mit unseren Kindern üben wir zu Mentalisieren, wenn wir ihre Gefühle wahr- und ernstnehmen und sie benennen. Die Fähigkeit zu mentalisieren entwickelt sich bei Kindern so:

Ende 1. Lebensjahr: eigene und fremde Handlungen werden als zielgerichtet erkannt. Ursachen und Motive werden noch nicht erkannt. Es zählt, was beobachtet wird.

1,5 Jahre: Gedanken und äußere Wirklichkeit werden unterschieden. Ironie wird nicht erkannt. Innere Zustände werden als real empfunden (bspw. das Krokodil unterm Bett). Rollenspiele werden gespielt.

4/5 Jahre: Erreichen des reflexiven Modus: Nachdenken über das eigene Selbst und das vermutete Innenleben anderer möglich. Unterschiedliche Perspektiven werden erkannt und falsche Überzeugungen wahrgenommen.

Pubertät: Einbruch in den Fähigkeiten, weil das Stress-Level schnell erreicht wird!

 

Denn was wichtig ist zu wissen:

  • Unser Mentalisieren scheitert bei Stress und hoher Affektivität (z.B. wenn alle gleichzeitig etwas von einem wollen) – dann können wir nicht mehr denken und reagieren automatisiert mit „Flucht oder Angriff“. Da werden wir auch einmal laut vor Wut.
  • Das passiert regelmäßig und das ist auch normal. Gut ist nur, wenn wir nach und nach herausfinden, wann unser Kipp-Punkt ist und wie wir uns wieder beruhigen können, wenn die Situation gekippt ist.
  • In intensiven Beziehungen scheitert das Mentalisieren schneller!
  • Mentalisieren kann man immer auch nachlernen!

Kennt ihr das Mentalisierungskonzept? Was findet ihr gut daran? Was möchtet ihr noch darüber wissen?

In unserem Gesprächsimpuls „Let’s talk about Wut“ findest Du Fragen und Mentalisierungsübungen, um an den Kern dieses starken Gefühls zu kommen. Zum Selbstausprobieren oder als Gesprächsimpuls für die Reflexion mit Kindern.

Mehr dazu findest du hier!

Mentalisieren heißt, über das eigene Selbst und das vermutete Innenleben anderer nachzudenken.

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