Keine Klassische Touristin: Auf Workation in Afrika
Eine besondere Spezies: Die Touristen
Am nächsten Morgen sehen wir sie wieder. In einer langen Kolonne stehen sie auf der Straße im Krater. Aus den offenen Dächern starren Touristen auf das Nashorn auf ihren Handydisplays und in ihren Kamerasuchern. Es steht fast bewegungslos da und starrt seinerseits auf die Autos, die sich ihm in den Weg stellen. Als sensibles Tier fürchtet es sich vor dem Lärm der Autos, so der Guide. Immer kommt und geht ein Jeep. Denn so spannend es ist, ein Nashorn zu sehen – eine ganz seltene Beobachtung, wie uns unser Guide versichert – so langweilig wird es, wenn es sich nicht bewegt.
Und sowieso: Wenn man schon mal hier ist, will man auch alle der „Big five“ sehen: Elefant, Giraffe, Löwe, Nilpferd und Nashorn. So jagen die Fahrer der Jeeps über die Straßen der Nationalparks von einem „gespotteten“ Tier zum Nächsten. Mir wird klar, was „Staub aufwirbeln“ wirklich heißt.
Wir sind anders
Oder doch nicht?
Ambivalenz
Ich beobachte die Touristen und die Diskrepanz von touristischem Verhalten zur tansanischen Kultur bei den Safaris fast lieber als die Tiere. Und ich unterhalte mich mit den Guides darüber, um von ihnen zu hören, wie sie den Tourismus sehen. Er sichert ihren Lebensunterhalt und so akzeptieren sie, dass die Touristen anders sind. Die Tatsache, dass in Gesprächen zwischen ihnen immer mal wieder das Wort „muzungu“ (Weiße) in Kombination mit Gelächter auftaucht, lässt mich vermuten, dass sie ihrem Ärger oder Erstaunen auf diese Weise Luft machen.
Selbstbilder
Die Abende unserer als Komplettpaket gebuchten Safari in Tansania verbringen wir in Hotels, die uns in die Bubble der Weißen entführt. So angenehm es ist, dort europäischen Standard vor allem bei den Sanitäranlagen zu bekommen, so sehr irritiert uns diese Bubble und wir fühlen uns in ihr fremd. Unser Selbstbild ist nicht das von „klassischen Touristinnen“. Während unserer Reise durch Ruanda sind wir kaum Weißen begegnet. Statt in einem eigenen Jeep gefahren zu werden, haben wir öffentliche Verkehrsmittel genutzt. Wir sind in den ruandischen Orten und mit unseren ruandischen Bekanntschaften viel sicherer gewesen und viel mehr angekommen als wir es hier in Tansania in der weißen Touristenbubble bisher sind. Die Touri-Läden haben wir in Ruanda nicht gefunden und waren sowieso viel lieber auf den lokalen Märkten unterwegs.
Motivationen
Reflexion
Ehrliches Reisen
Für mich ist Tourismus deshalb einer dieser -ismen, von denen ich mich so gerne distanzieren möchte. In echt ist sie wohl moralische Überheblichkeit, diese Abgrenzung von „den anderen“. Denn ich frage mich, ob der „klassische Tourismus“ nicht ehrlicher ist als mein Versuch, in kurzer Zeit ein Land „wirklich“ kennenzulernen.