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Familienleben und Gemeindearbeit (mein Buch)

 

In vier Wochen erscheint mein Buch! So abgefahren! Ich werde ganz kribbelig, wenn ich daran denke.
 
Das Kribbeln hat seinen Grund unter anderem auch darin, dass das Buch durchaus provokant ist. Carola L’hoest, Kinderreferentin und Pastorin im Ruhestand, hat im Vorwort für mein Buch geschrieben:
Danke für Dein anstößiges Buch! »Anstößig« drückt wirklich am besten aus, was ich meine: In Deinem Buch finden sich sehr viel Anstöße zum Weiterdenken, Hinterfragen, Reflektieren. Man kann es einfach nicht in einem Rutsch durchlesen. Es lädt auch geradezu ein, es mit anderen Menschen zu lesen und darüber zu diskutieren. Andererseits ging mir beim Lesen auch nicht alles so ganz glatt runter und ich wurde an der einen oder anderen Stelle recht kribbelig. Das meine ich eben auch mit »anstößig«. 
(aus dem Vorwort)
Ich habe so etwas schon beim Schreiben geahnt und es hat den Schreibprozess nicht gerade vereinfacht!
 
Gerade zum Thema Familie ist es enorm schwierig, etwas zu schreiben, denn jede:r hat eine Familie, jede:r prüft also, ob das „stimmt“, was da steht. Und darüber hinaus ist Familie ein politisches Thema, auch in Veränderungsprozessen von christlichen Gemeinden.  Oder umgekehrt: sie ist eigentlich viel zu wenig wirklich Thema! Familie wird instrumentalisiert (man will familienfreundlich sein und weiß, dass in der Arbeit mit Kindern und Familien das größte Wachstumspotential für Kirche und für missionarische Angebote liegt) und gleichzeitig setzt man sich mit den Realitäten von Familienleben viel zu wenig auseinander. So vieles gilt als selbstverständlich, während gleichzeitig für Familien alle Selbstverständlichkeiten verloren gehen.
 
Aber was ist es, das dieses Buch so anstößig macht?
Es stellt im Vorbeigehen die gängigen Vorstellungen zu Familien- und Gemeindeleben auf den Prüfstand. Manche stehen hinterher Kopf und ermöglichen eine kreative andere Sicht auf Familie und Gemeinde, andere landen auf den Füßen, um nicht zu sagen: Auf dem Boden der Tatsachen. Das gilt vor allem für das Ideal der „christlichen“ (bzw. bürgerlichen) Familie!

Das wertvolle Familienideal!

Familie ist wichtig. Dieser Aussage begegne ich immer wieder. Und ja – das stimmt! Sogar für Jugendliche, die doch gerade die Aufgabe haben, sich von der Familie zu lösen, sagen über 90% laut Shell Jugendstudie, dass Familie das Wichtigste im Leben ist. Aber wie kann das sein, fragen dann manche, wenn es doch gleichzeitig anscheinend immer mehr Scheidungen gibt, immer mehr Patchworkfamilien und so weiter und das Konzept „Familie“ so kaputt scheint wie nie zuvor? In christlichen bzw. vor allem in konservativen Kreisen heißt es dann schnell, man müsste die klassische Familie aus Vater, Mutter, Kind(ern) wieder mehr als Wert hochhalten und fördern.
Aber das glaube ich nicht. Im Gegenteil. Auf Instagram sehe ich manchmal Videos und Texte mit dem Tenor: „Können wir bitte damit aufhören, xyz zu idealisieren/normalisieren/etc.“ Auch wenn ich diesen Satzbau in meinem Buch nirgends genau so übernehme, ist das der Subtext an vielen Stellen im Buch, ja eigentlich des Buches insgesamt:
 

Können wir bitte damit aufhören,
„Vater, Mutter, Kind(er)“ als Familienideal hochzuhalten?

 
Je nachdem, aus welcher Ecke des Internets, der christlichen Bubble und der Familienwelt Du gerade kommst, bist Du über diese Aussage möglicherweise etwas erstaunt. Vielleicht hast Du bei dem Titel etwas ganz anderes erwartet und vielleicht fragst Du Dich, wo in aller Welt denn Vater, Mutter, Kind(er) noch idealisiert wird.
Ich bin überzeugt: Nicht nur in der christlichen Bubble, in der ich zuhause bin und mich bewege, wird Vater, Mutter, Kind(er) als das eigentliche Normal- und auf jeden Fall als das Idealbild von Familie vermittelt – und damit als das Bild der „christlichen Familie“. Auch in der Gesellschaft ist „Vater, Mutter, Kind“ DAS Familienideal, nach dem alle erst mal streben bzw. das als das „Normal“ und „Ideal“ gilt.  Gerade diejenigen, die in einer anderen Familienkonstellation leben, bemängeln ja, dass ihre Familienform nicht als normal gilt! Anders als oft behauptet wird, ist das Bild von „Vater, Mutter, Kind(ern)“ nicht vom Aussterben bedroht, sondern leuchtet „gerade im aktuellen gesellschaftlichen Gewitter als umso strahlendere Hoffnung auf“, wie ich im Buch schreibe. Es ist das Ideal, an dem Familie und Familienleben gemessen werden – und zwar nicht wegen der Formen, sondern weil es im Kern Selbstverwirklichung und friedvolle Gemeinschaft verspricht. Spoiler aus dem Buch: Wenn etwas an diesem Familienideal christlich ist, dann diese Dinge – nur auf ganz andere Weise, als die meisten Menschen sich das vorstellen! Aber gerade wegen falscher Vorstellungen scheitert das Familienideal (in christlichen Familien ebensosehr wie woanders) und gerade deshalb müssen wir dringend darüber sprechen, was wir da eigentlich hochhalten und warum.
 
Denn das Problem ist:

Klartext: Das Familienideal aus Vater, Mutter, Kind(ern) zerstört in letzter Konsequenz Gemeinschaft!

Dabei geht es nicht so sehr um die Fragen von Familienformen, geschlechtlicher Vielfalt und Familienplanung (wie in manchen christlichen Kreisen oft dargestellt), sondern um viele kleine und große Vorstellungen über ein gutes und gelingendes Leben, die ganz tief und inzwischen vollkommen unsichtbar mit dem Familienideal verbunden sind. Sie stammen nicht nur aus einer anderen Zeit (dem 19. Jahrhundert) und passen deshalb an vielen Stellen nicht mehr zu unserem Alltag, sie zerstören wegen ihrer Ansprüche und unheilvollen Botschaften die Gemeinschaft zwischen Männern und Frauen, Erwachsenen und Kindern (und überhaupt die Generationen) und sie isolieren Menschen mit ihren Herausforderungen in ihren vier Wänden und innerhalb der Familie. Denn das Familienideal, das oft „christlich“ genannt wird, aber eigentlich vor allem das bürgerliche Familienideal ist, zieht drei sehr deutliche Trennlinien zwischen Geschlechtern, zwischen Generationen und zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre.
 
Daraus resultieren Probleme, die tatsächlich nicht nur Familien haben, sondern auch christliche Gemeinschaften. Kein Wunder – die Gemeinde wird ja oft auch „Familie“ genannt. Das Familienideal wird also auf sie übertragen – und mit ihm auch die eben genannten Trennlinien. 
Die Herausforderungen in Familien und in christlichen Gemeinden sind deshalb aus meiner Sicht sehr ähnlich
(Fragen wie: Wer gehört dazu, wer übernimmt für was Verantwortung, wessen Bedürfnisse zählen wie viel?)
und ich bin deshalb überzeugt:
Es würde uns gut tun, Gemeinde von Familie her neu zu erzählen!
 
Aber dafür müssen wir mit dem Familienideal aufräumen und uns bewusst werden, warum es nicht „die christliche Familie“ beschreibt und wie es Gemeinschaft zerstört. Genau das versuche ich in meinem Buch.
Der größte Teil des Buches dreht sich deshalb um dieses Familienideal und wie es sich im Familienleben heute auswirkt. Denn nicht nur ich habe es verinnerlicht, unsere ganze gesellschaftliche Struktur ist auf diesem Ideal aufgebaut und setzt Familien in ihrem Alltag unter Druck. Und das Krasseste daran finde ich, dass Christinnen und Christen dabei mitmachen, diesen Druck aufrechtzuerhalten, ja, dass Familien in christlichen Gemeinden mit besonders hohen Erwartungen konfrontiert sind, während gleichzeitig das Evangelium der Freiheit gepredigt wird.
Es lohnt sich, genauer hinzuschauen in das, was Familienleben ausmacht und das Ideal einmal kritisch auseinanderzunehmen.
Für wen ist das Buch also?
Für Männer und Frauen jeden Alters in jeder Lebensphase und jeder Familiensituation, die
– den Druck durch das Familienideal spüren oder bei anderen mitbekommen und
– nach frischen und ermutigenden Perspektiven auf die Herausforderungen von Familien und Gemeinden suchen.
"Das sollte doch gerade in christlichen Familien (und Gemeinden) anders sein!"

Ermutigung als Ziel

Jetzt könnte man denken, ich provoziere um des Provozierens willen und kritisiere, weil ich es halt kann und weil mir das so viel Spaß macht. Und ja, ganz ehrlich, es stimmt: Ich kann und es macht mir Spaß, Dinge etwas überspitzt darzustellen. Und ich kann mich auch ehrlich empören über manches, was über Familien so gesagt wird, das vollkommen an der Realität vorbeigeht. Aber darum geht es mir nicht. Ich wünsche mir, dass Dinge in Bewegung kommen – FÜR Familien. Meine Sehnsucht sind Gemeinschaften, in denen Interesse aneinander, Zuwendung, Fürsorge und Versorgung, aber auch Entfaltung und spielerisches Entwickeln Raum haben. Gerade sehe ich in Familien und Gemeinden eher, dass sie (notgedrungen) verwalterisch und unternehmerisch agieren, dass es viel um Programm und Leistung geht und dass sie auf die Organisation und Bewältigung von Alltag ausgerichtet sind. Das alles hält so beschäftigt, dass es Unterbrechungen braucht. Weil wir als Gesellschaft leider gerade so ticken, reihe ich mich ein in die lauten Stimmen derer, die Stopp! rufen und um Aufmerksamkeit für ihr Anliegen heischen. Ja. Tatsächlich. Ganz selbstkritisch gesprochen sind wahrscheinlich manche Sätze des Buches Teil dieses Zeitgeistes. Aber vielleicht gelingt es ja, dass dadurch in Gemeinden zur Sprache und ins Gespräch kommen kann, was Familien bewegt – dass familiäre Bewegung willkommen ist in den Gemeinschaften, die sich selbst „Bewegungen“ und „Familie Gottes“ nennen. Denn so, wie es ist, kann (und wird) es nicht bleiben:
  • Nicht zwischen Männern und Frauen, Müttern und Vätern,
  • nicht zwischen Erwachsenen und Kindern, zwischen den verschiedenen Generationen,
  • nicht im Verhältnis zwischen innen und außen, zwischen der Öffentlichkeit und dem Privatraum.
Was ich damit meine und worum es bei diesen drei Trennlinien geht, verrate ich in den nächsten Blogposts!

Wenn Du jetzt schon neugierig auf das Buch bist

Und wenn Du über den nächsten Blogbeitrag informiert werden möchtest, 

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Am 14. Juli 2025 erscheint mein Buch: